Beginnende Gelphase bei meiner Honigseife
Per mail bekomme ich immer wieder mal die Anfrage, ob ich erklären kann, was denn die Gelphase bei der Seifenherstellung ist und welche Bedeutung sie für den Reifeprozess einer Seife hat.
Ich versuche es mal zu erklären und hoffe, mein Beitrag hilft Euch ein wenig weiter ....
Die Gelphase einer Seife - Was ist das denn?
Beim Vermengen von Fetten/Ölen und der Lauge (dem gelösten NaoH oder KoH) fangen beide Stoffe an miteinander zu reagieren.
Bildlich
gesprochen müsst Ihr Euch dass in etwa so vorstellen, wie wenn mehrere
Personen (die einen die Fette/Öle, die anderen die gelöste Lauge) sich
begegnen, sich gegenseitig anstubsen und durch dieses Anstubsen geben
die einen etwas ab und die anderen nehmen etwas auf. Sie reagieren mit-
und aufeinander.
Bei
dieser Reaktion (also beim Anstubsen) entsteht Energie, die in Form
von Wärme spürbar wird. Man nennt diese Reaktion deswegen auch exotherme
Reaktion.
Diese
exotherme Reaktion kann man im Seifenleim auch deutlich sehen. Der
Seifenleim wird leicht durchsichtig (glasig) und manchmal wird der
vorerst puddingartige Leim auch wieder etwas flüssiger. Diese Phase nennt man
Gelphase.
Die Gelphase ist also das sichtbare Zeichen dafür, dass Fette/Öle und die Lauge durch Abgabe von Wärme miteinander reagieren und die Verseifung in vollem Gange ist.
Die Temperaturen, die dabei entstehen, können dabei durchaus bei 80° bis 90° Grad liegen. Es geht auch höher und die Seife ist mir mal ganz unschön übergekocht.
Und hier ist die Seife in der vorderen Reihe schon komplett
durchgegelt
durchgegelt
Eine
Seife, die eine gute Gelphase durchgemacht hat und danach fast oder
komplett verseift ist, hat den Vorteil, dass sich die Reifezeit doch um
einen beachtlichen Zeitfaktor reduziert.
Die
Gelphase und die Reifezeit einer Seife haben also unmittelbar etwas
miteinander zu tun und aus diesem Grund möchte ich auch auf die
Reifezeit eingehen.
Die Reifezeit einer handgesiedeten Seife
Die
Reifezeit einer handgesiedeten Seife ist die Zeit, die Fette/Öle und
die Lauge brauchen, um vollständig miteinander zu reagieren und sich
von Ihrer Struktur her so zu verändern, dass dabei Seife entsteht. Außerdem verdunstet noch einiges an Wasser und die Seife wird mit der Zeit fester.
Die
Reifezeit beginnt meiner Meinung nach nicht erst, wenn die Seife auf
dem Regal liegt und vor sich hintrocknet, sondern schon ab dem
Zeitpunkt, ab dem man Fette/Öle und die Lauge miteinander vermengt hat.
Denn in diesem Moment beginnt auch die Verseifung.
(Ein
Apfel reift auch nicht erst dann heran, wenn er schon als große Kugel
am Baum hängt, sondern ab dem Zeitpunkt, ab dem die Apfelblüten bestäubt
wurden.)
Wie
lange eine Seife reifen muss, bis Öle/Fette und Lauge vollständig
miteinander reagiert haben, hängt u.A. von der Herstellungstemperatur
der Seife, der Herstellungsweise (mit oder ohne Gelphase, Verseifung
über mehr. Stunden im Ofen… ) und auch von der Temperatur ab, bei der
man die Seife letztendlich lagert.
Eine
frische Seife, die mit einer sehr kühlen Herstellungstemperatur gerührt
wurde und keine Gelphase hatte und die dann auch noch in einem kühlen
Raum lagert, braucht wesentlich länger bis zur vollständigen Reife,
weil die Verseifungsreaktion einfach viel langsamer abläuft.
Ich komme nochmal zur Gelphase und den Personen zurück, die sich gegenseitig Anstubsen:
Stellt
Euch einfach wieder viele Menschen vor, die einen sind die Öle/Fette,
die anderen sind das gelöste NaoH (also die Lauge) und diese Personen
laufen -weil die Gelenke von der Kälte ganz klamm sind- ganz langsam
durch die Gegend, stubsen sich an und tauschen sich miteinander aus.
Durch
die Bewegung wird ihnen schon etwas wärmer und sie können sich schon
etwas schneller bewegen. Die Verseifung geht nun ein wenig schneller vor
sich.
Wenn
es ihnen noch wärmer wäre, dann könnten sie noch schneller laufen und
sich noch schneller miteinander austauschen, sprich noch schneller etwas
abgeben oder aufnehmen und schwubs, die Verseifung wäre noch schneller
abgeschlossen!
Wenn die Verseifung also schneller abläuft, weil dem
frischen Seifenleim ordentlich warm wird und Öle/Fette zusammen mit
der Lauge noch schneller verseifen, dann braucht die Seife auch
weniger Zeit bis zum vollständigen Ausreifen. Logisch oder?!
Aus
diesem Grund schubsen einige Seifensieder die Gelphase im Ofen an und
versuchen sie über einen längeren Zeitraum zu halten, denn dann wird
dem Seifenleim ordentlich warm (durch die in sich selbst entstehende Wärme und die von außen zugeführte Wärme) und die Seife ist schneller fertig.
Die
Reifezeit verkürzt sich also ganz erheblich, wenn die Seife eine gute
Gelphase hatte und die Verseifung schneller ablaufen konnte.
Da
die Reifezeit einer Seife je nach Herstellung sehr unterschiedlich
sein kann, kann man einfach auch keine pauschale Antwort darauf geben,
wie lange die Reifezeit bei einer handgesiedeten Seife aussieht.
In ungefähr kann man aber sagen:
In ungefähr kann man aber sagen:
Kaltgerührte Seifen ohne Gelphase benötigen zur kompletten Verseifung so ca. um die 6-8 Wochen.
Seifen mit einer guten Gelphase und längeren Verseifungszeit im Ofen über mehr. Stunden,
können eigentlich schon gleich nach dem Auskühlen und Schneiden
verwendet werden, weil die Verseifungsreaktion dann schon komplett
abgeschlossen ist und keine Gefahr mehr von noch freier NaoH-Lauge
ausgeht (Zumindest dann nicht, wenn man sein Rezept ordentlich erstellt
hat!)
Praktisch
vor allem dann, wenn man aus der Seife ganz schnell etwas schnitzen
möchte oder für ein bestimmtes Projekt einfach ganz schnell fertige
Seife benötigt.
Trotzdem
macht es ab und an Sinn, die Seifen noch 2-3 Wochen nachreifen zu
lassen, weil in dieser Zeit noch das Dest. Wasser Zeit hat zu verdunsten
und die Seife härter wird. Außer man arbeitet auch noch mit einer ordentlichen Wasserreduktion beim Herstellen der Lauge.
Bei diesen Angaben handelt es sich nicht nur um meinen eigenen Mist, sondern auch um die Erfahrungswerte vieler Seifensieder vor mir.
Bei diesen Angaben handelt es sich nicht nur um meinen eigenen Mist, sondern auch um die Erfahrungswerte vieler Seifensieder vor mir.
Ich persönlich mag Seifen, die eine Gelphase hatten wesentlich lieber als Seifen ohne und das hat folgende Gründe:
-zu
Beginn meiner Siedezeit war die Gelphase einfach ein sicheres Zeichen
für mich, dass die Verseifung eingesetzt hat und ich wirklich nichts
Falsch gemacht habe.
-manche
Farben kommen wesentlich schöner in der fertigen Seife raus. Ich denke,
dass liegt daran, dass die Moleküle sich während der Gelphase
verdichten (näher zusammenrücken) und Luftteilchen, die sich noch
zwischen den einzelnen Molekülen befinden herausgedrückt werden. Weniger Lufteinschlüsse, schönere Farben :-)
-die
Seifen sind nach der Gelphase schon wesentlich härter, als Seifen, die
keine Gelphase hatten und lassen sich besser z.B. aus dem Dividor
herauslösen.
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Obwohl die Gelphase für mich doch einige Vorteile hat und ich meine Seifen sehr gerne in die Gelphase kommen lasse, kann man eine Seife natürlich auch komplett ohne Gelphase herstellen.... denn Seife wird es immer :-)
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