Dienstag, 12. März 2013

Die Gelphase bei der Seifenherstellung




Beginnende Gelphase bei meiner Honigseife


Per mail bekomme ich immer wieder mal die Anfrage,  ob ich erklären kann, was denn die Gelphase bei der Seifenherstellung ist und welche Bedeutung sie für den Reifeprozess einer Seife hat.



 Ich versuche es mal zu erklären und hoffe, mein Beitrag hilft Euch ein wenig weiter .... 



Die Gelphase  einer Seife  - Was ist das denn?


Beim Vermengen von Fetten/Ölen und der Lauge (dem gelösten NaoH oder KoH) fangen beide Stoffe an miteinander zu reagieren.

Bildlich gesprochen müsst Ihr Euch dass in etwa so vorstellen, wie wenn mehrere Personen (die einen die Fette/Öle, die anderen die gelöste Lauge) sich begegnen, sich gegenseitig anstubsen und durch dieses Anstubsen geben die einen etwas ab und die anderen nehmen etwas  auf. Sie reagieren mit- und aufeinander.

Bei dieser Reaktion (also beim Anstubsen)  entsteht Energie, die in Form von Wärme spürbar wird. Man nennt diese Reaktion deswegen auch exotherme Reaktion.


Diese exotherme Reaktion kann man im Seifenleim auch deutlich sehen. Der Seifenleim wird leicht durchsichtig (glasig)  und manchmal wird der vorerst puddingartige Leim auch wieder etwas flüssiger. Diese Phase nennt man Gelphase.


Die Gelphase ist also das sichtbare Zeichen dafür, dass Fette/Öle und die Lauge  durch Abgabe von Wärme miteinander reagieren und die Verseifung in vollem  Gange ist.




Hier ist die Gelphase schon etwas weiter fortgeschritten


Die Temperaturen, die dabei  entstehen,  können dabei durchaus bei 80° bis 90° Grad liegen. Es geht auch höher und die Seife ist mir mal ganz unschön übergekocht.


Und hier ist die Seife in der vorderen Reihe schon komplett
durchgegelt


Eine Seife, die eine gute Gelphase durchgemacht hat und danach fast oder komplett verseift ist, hat den Vorteil, dass sich die Reifezeit doch um einen beachtlichen Zeitfaktor reduziert.

Die Gelphase und die Reifezeit einer Seife haben also unmittelbar etwas miteinander zu tun und aus diesem Grund möchte ich auch auf die Reifezeit eingehen.


Die Reifezeit einer handgesiedeten Seife


Die Reifezeit  einer handgesiedeten Seife ist die Zeit, die Fette/Öle und die Lauge brauchen, um vollständig miteinander zu reagieren und sich von Ihrer Struktur her so zu verändern, dass dabei Seife entsteht. Außerdem verdunstet noch einiges an Wasser und die Seife wird mit der Zeit fester.

Die Reifezeit beginnt meiner Meinung nach nicht erst, wenn die Seife auf dem Regal liegt und vor sich hintrocknet, sondern schon ab dem Zeitpunkt, ab dem man Fette/Öle und die Lauge miteinander vermengt hat. Denn in diesem Moment beginnt auch die Verseifung.

(Ein Apfel reift auch nicht erst dann heran, wenn er schon als große Kugel am Baum hängt, sondern ab dem Zeitpunkt, ab dem die Apfelblüten bestäubt wurden.)


Wie lange eine Seife reifen muss, bis Öle/Fette und Lauge  vollständig  miteinander reagiert haben, hängt  u.A. von  der Herstellungstemperatur der Seife, der Herstellungsweise (mit oder ohne Gelphase, Verseifung über mehr. Stunden im Ofen… )  und auch von der Temperatur ab, bei der man die Seife letztendlich lagert.

Eine frische Seife, die mit einer sehr kühlen Herstellungstemperatur gerührt wurde und keine Gelphase hatte  und die dann auch noch in einem kühlen Raum lagert,  braucht wesentlich länger bis  zur vollständigen Reife, weil die Verseifungsreaktion einfach viel langsamer abläuft.


Ich komme nochmal zur Gelphase und  den Personen zurück, die sich gegenseitig Anstubsen: 

Stellt Euch einfach wieder viele Menschen vor, die einen sind die Öle/Fette, die anderen sind das gelöste NaoH (also die Lauge) und diese Personen laufen -weil die Gelenke von der Kälte ganz klamm sind- ganz langsam durch die Gegend, stubsen sich an und tauschen sich miteinander aus.

Durch die Bewegung wird ihnen schon etwas wärmer und sie können sich schon etwas schneller bewegen. Die Verseifung geht nun ein wenig schneller vor sich.

Wenn es ihnen noch wärmer wäre, dann könnten sie noch  schneller laufen und sich noch schneller miteinander austauschen, sprich noch schneller etwas abgeben oder aufnehmen und schwubs, die Verseifung wäre noch schneller abgeschlossen!

Wenn die Verseifung also schneller abläuft, weil  dem frischen Seifenleim  ordentlich warm wird und Öle/Fette zusammen mit der Lauge noch  schneller verseifen, dann  braucht die Seife auch weniger Zeit bis zum vollständigen Ausreifen. Logisch oder?!

Aus diesem Grund schubsen einige  Seifensieder  die Gelphase im Ofen an und versuchen sie über einen längeren Zeitraum zu halten, denn dann wird dem Seifenleim ordentlich warm (durch die in sich selbst entstehende Wärme und die von außen zugeführte Wärme) und die Seife ist schneller fertig. 

Die Reifezeit verkürzt sich also ganz erheblich, wenn die Seife eine gute Gelphase hatte und die Verseifung schneller ablaufen konnte.


Da die Reifezeit einer Seife je nach Herstellung  sehr unterschiedlich sein kann, kann man einfach auch keine pauschale  Antwort darauf geben, wie lange die Reifezeit bei einer handgesiedeten Seife aussieht. 


In ungefähr kann man aber sagen:

Kaltgerührte Seifen ohne Gelphase benötigen zur kompletten Verseifung so ca. um die 6-8 Wochen.

Seifen mit einer guten  Gelphase und   längeren Verseifungszeit  im Ofen  über mehr. Stunden,  können eigentlich schon gleich  nach dem Auskühlen und Schneiden  verwendet werden, weil die Verseifungsreaktion dann schon komplett abgeschlossen ist und keine Gefahr mehr von noch freier NaoH-Lauge ausgeht (Zumindest dann nicht, wenn man sein Rezept ordentlich erstellt hat!)

Praktisch vor allem dann, wenn man aus der Seife ganz schnell etwas schnitzen möchte oder für ein bestimmtes Projekt einfach ganz schnell  fertige Seife benötigt.

Trotzdem macht es ab und an  Sinn, die Seifen noch 2-3 Wochen nachreifen zu lassen, weil in dieser Zeit noch das Dest. Wasser Zeit hat zu verdunsten und die Seife härter wird. Außer man arbeitet auch noch mit einer ordentlichen  Wasserreduktion beim Herstellen der Lauge.

Bei diesen Angaben handelt es sich nicht nur um meinen eigenen Mist, sondern auch um die Erfahrungswerte vieler Seifensieder vor mir. 


Ich persönlich mag Seifen, die eine Gelphase hatten wesentlich lieber als Seifen ohne und das hat folgende Gründe:

-zu Beginn meiner Siedezeit war die Gelphase einfach ein sicheres Zeichen für mich, dass die Verseifung eingesetzt hat und ich wirklich nichts Falsch gemacht habe.

-manche Farben kommen wesentlich schöner in der fertigen Seife raus. Ich denke, dass liegt daran, dass die Moleküle sich während  der Gelphase verdichten (näher zusammenrücken) und Luftteilchen, die sich noch zwischen den einzelnen Molekülen befinden herausgedrückt werden. Weniger Lufteinschlüsse, schönere Farben :-)

-die Seifen sind nach der Gelphase schon wesentlich härter, als Seifen, die keine Gelphase hatten und lassen sich besser  z.B. aus dem Dividor herauslösen.

.....



Obwohl die Gelphase für mich doch einige Vorteile hat und ich meine Seifen sehr gerne in die Gelphase kommen lasse, kann man eine Seife natürlich auch komplett ohne Gelphase herstellen.... denn Seife wird es immer :-)







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